Gott ist in der muslimischen Welt am Werk!

Trotz Verfolgung wenden sich ehemalige Muslime Jesus Christus zu

 Dr. Paul Murdoch

Im Laufe der Jahrhunderte hat es leider allzu oft an Christen gefehlt, die sich bemüht hätten, die frohe Botschaft von Jesus Christus in die islamische Welt zu bringen. Eine aktuellen Statistik besagt, dass zwar ein Fünftel der Weltbevölkerung Muslime sind, aber nur 4 % aller christlichen Missionare weltweit unter ihnen arbeiteten. Natürlich gab es Lichtgestalten wie Ramon Lull und Franz von Assisi, und in der Neuzeit Samuel Zwemer und Tausende weniger bekannter Diener Christi, die Muslimen auf der ganzen Welt dienen, aber sie wurden vor allem durch das Konzept getröstet, dass sie „pflanzten und wässerten“ – keine Ernte war zu sehen.

Als David Garrison 2014 sein Buch „Ein Wind im Haus des Islam“ (David Garrison, A Wind in the House of Islam: How God Is Drawing Muslims Around the World to Faith in Jesus Christ Monument, CO: Wigtake Resources, 2014) fertigstellte, hatte er die Anfänge dessen dokumentiert, was eine riesige Bewegung in der muslimischen Welt werden sollte.

Es ist gut, dass er damals sein Buch veröffentlicht hat, denn er hätte nie mithalten können, wenn er weiter darüber berichtet hätte, was Gott seither durch seinen Heiligen Geist unter den Muslimen getan hat und heute noch tut! In der Zwischenzeit gibt es Gruppen von getauften Christen in jedem Land der Welt mit muslimischer Mehrheit. Communio Messianica, das Netzwerk, das zwischen all diesen neuen Gläubigen in Christus mit muslimischem Hintergrund einen Verbund aufbaut, kennt mehr als 1 Million MBBs (muslimische Gläubige) weltweit. Die Gruppen von MBBs wachsen so schnell, dass es schon 2 Millionen sein können. Unzufriedenheit und sogar Abscheu darüber, wie sich der Islam in den letzten Jahren in so radikalen Formen wie Islamischer Staat und anderen salafistischen und dschihadistischen Bewegungen ausgedrückt hat, der enorme Druck, den diese Bewegungen auf die muslimische Gemeinschaft ausüben, und die Möglichkeiten das befreiende Evangelium Jesu Christi durch die modernen Medien zu erfahren haben zu Dammbrüchen in der muslimischen Welt geführt. Der Druck hatte sich so lange aufgebaut, jetzt brechen die Dämme und die Muslime wenden sich in Fluten von Konvertiten Christus zu.

Wir glauben, dass es jetzt an der Zeit ist, anzuerkennen, was Gott gerade in der muslimischen Welt tut, und zwar mit einem internationalen Gebetstag für Gläubige mit muslimischem Hintergrund.

  • Zuallererst müssen wir Gott dafür danken, dass er so viele Menschen aus der Finsternis in das Licht des Evangeliums Jesu Christi gebracht hat.
  • Zweitens müssen wir Gott für seine Barmherzigkeit und Größe preisen, weil er seinen Geist in unserer Zeit so ausgießt.
  • Dann müssen wir unsere neuen Brüder und Schwestern mit muslimischem Hintergrund im Gebet bedenken. Viele von ihnen sind einem starken Druck und auch Verfolgung durch ihre Familien, sozialen Kontakte und die Gesellschaft im Allgemeinen ausgesetzt. Viele werden vom Staat kriminalisiert und leiden unter der Hand des Gesetzes.

Vielen Dank, dass Sie sich uns am MBB Global Prayer Day am 18. November anschließen!

Gott segne Sie!

Dr. Paul Murdoch 

Vorsitzender IIRF-D
Akademischer Dekan, CM

Zur Zahl verfolgter Christen weltweit – Was kann man wissen?

Wieviele Christen sind derzeit weltweit von Verfolgung bedroht? Welche Studien geben dazu Auskunft? Wie vergleichen sich die Ansätze? Und wie aussagekräftig und zuverlässig sind die Ergebnisse? Ein Plädoyer von Prof. Dr. Christof Sauer für einen sorgfältigen Umgang mit solchen Zahlen.

Jeder einzelne Mensch zählt

Ist es „unerheblich, wie viele Menschen aufgrund ihres christlichen Glaubens Opfer von Menschenrechtsverletzungen werden“, wie die EKD-weite Fürbitte für bedrängte und verfolgte Christen 2014 formuliert? Genügt es, sich darauf zurückzuziehen: „Jeder Mensch – auch global gesehen – ist nach dem biblischen Menschbild einer zu viel“?

Reicht es für Menschenrechtsarbeit nicht aus, jeweils nationale Situation aufgrund detaillierter Beschreibungen gut zu verstehen?

Zählen unmöglich?

Im jüngsten Jahrbuch Verfolgung und Diskriminierung von Christen 2019, meint der erfahrene Menschenrechtsexperte Max Klingberg: „Wie viele Christen konkret verfolgt werden, lässt sich unmöglich seriös sagen – die Unsicherheiten sind schlicht zu hoch“. Die Gründe: man sei sich nicht einig, was als Verfolgung bezeichnet werden kann, Verfolgungsgründe seien häufig nicht eindeutig, sondern vermengt, es gebe Unsicherheiten über die tatsächlichen Zahlen von Christen bzw. Verfolgten in betroffenen Ländern und Gebieten, und überhaupt fehlten zur Christenverfolgung „verlässliche Daten und zuverlässige Informationen“.

Warum Zahlen?

Jedoch bedienen sich Journalisten, Politiker, Aktivisten und Forscher gerne der in Umlauf gebrachten Zahlen zur Thematik. Gründe dafür nennen Judd Birdsall und Lori Beaman (Faith in numbers): Zahlen bringen etwas auf den Punkt, sie werden oft als objektiv betrachtet; und mit unerwarteten Zahlen kann man Aufmerksamkeit erregen.

Darüber hinaus gibt es Gründe, warum zuverlässige Zahlen auf nationaler und globaler Ebene auch für Menschenrechtsarbeit notwendig sind. Sie helfen Größenordnungen zu erkennen, Wandel auszumachen, Länder zu vergleichen und geben Anhaltspunkte für strategische Entscheidungen.

Thomas Schirrmacher und T. Müller ergänzen im Jahrbuch 2016: „Möglichst präzise Zahlen sind deshalb wichtig, weil aus einigen Kreisen bereits die Tatsache, dass Christen aufgrund ihres Glaubens verfolgt werden, in Abrede gestellt wird.“

Drei Zahlenquellen

Drei Stellen veröffentlichen kommentierte Berechnungen zum weltweiten Ausmaß von Christenverfolgung: Pew Research CenterCenter for the Study of Global Christianity und Open Doors International. Zu welchen Ergebnissen kommen sie? Welche Fragen führen dazu? Welche Methoden wenden sie an? Worin bestehen Stärken und Grenzen? Weiter will ich fragen: Was zeigt ein Vergleich? Wie sind die Ergebnisse zu deuten? Wie ist mit solchen Zahlen umzugehen?

Länder wo Christen eingeschüchtert werden

Der jüngste Bericht des Pew Research Centers über religiöse Einschränkungen weltweit erschien im Juli 2019. Er punktet seit 10 Jahren Länder nach zwei Indexen: Einschränkungen durch Regierungshandel auf jeglicher Ebene und Feindseligkeiten Einzelner und von Gruppen aufgrund von religiösem Hass oder Vorurteilen. Er fragt unter anderem: „Aus wie vielen Ländern wurden Einschüchterung oder Belästigung von Christen im Jahr 2017 berichtet?“

Das Ergebnis lautet 143 Länder. Die sich überschneidenden Ursachen sind in 123 Ländern das Regierende und in 101 Ländern gesellschaftliche Akteure. Insgesamt wurden 198 Länder untersucht und in 187 gab es mindestens einen Vorfall gegen irgendeine religiöse Gruppe. Dies beruht hauptsächlich auf der Auswertung der jährlichen Berichte zur Religionsfreiheit des US-Außenministeriums.

Was nützt dieses Ergebnis? Nun weiß man, wie viele Länder man genauer betrachten müsste. Diese Zahl bedeutet jedoch wenig, weil die Länder nicht benannt und die Zahl der Christen nicht erhoben wird. Auch bleiben Härte und Häufigkeit der Einschüchterungen oder Belästigungen unberücksichtigt und die Datengrundlage dünn.

Christen in 46 Problemländern

In einem Aufsatz über „Verfolgung im Kontext religiöser und christlicher Demographie, 1970-2020“ (in Christianity and Freedom, hg. v. Hertzke & Shah 2016) geht der Experte für christliche Bevölkerungsstatistik Todd M. Johnson vom Center for the Study of Global Christianity einmalig der Frage nach: Wie viele Christen leben in den Ländern mit der größten Bedrohung für Christen oder den schlimmsten Fällen? 

Dabei waren ihm die 46 Länder aus dem Buch Persecuted (Marshall u.a., 2013) vorgeben: fünf kommunistische Länder, 13 ‚Nationale Sicherheits-Staaten‘; vier südasiatische religiös-nationalistische Staaten, sowie 24 ausgewählte Länder mit muslimischer Mehrheit. 600 Millionen Christen leben 2020 in diesen Ländern nach der von Johnson 2013 angestellten Projektion aufgrund von Daten aus der World Christian Database.

Die Länder sind benannt, aber nicht systematisch abgegrenzt und ihre Auswahl möglicherweise überholt. Die Christenzahlen sind transparent, jedoch wird nicht gefragt, wie viele Christen in diesen Ländern tatsächlich von Verfolgung betroffen sind.

Christen in 73 Ländern mit mindestens hoher Verfolgung

Der jährlich im Januar erscheinende Weltverfolgungsindex von Open Doors geht aus der detailliertesten, systematischen und regelmäßigen Messung von Verfolgung von Christen hervor. Dabei wird auch erhoben, wie viele Christen in Provinzen leben, die von einem extremen, sehr hohen oder hohen Maß an Verfolgung betroffen sind. Auf der christlichen Bevölkerungsstatistik für April 2019 beruhend, waren das in den 50 problematischsten Ländern des Weltverfolgungsindex 260 Millionen und in allen 73 Ländern mit mindestens einem ‚hohen‘ Niveau von Verfolgung 312 Millionen Christen. Die Verfolgungserhebung betrifft das Zeitfenster von November 2018 bis Ende Oktober 2019.

Dies ist der nuancierteste Ansatz, weil er nach Provinzen unterscheidet, wo dieses Maß an Verfolgung herrscht, und wo nicht. Die Länderauswahl beruht auf einem sorgsam kalkulierten Wert, dessen Berechnung versucht alle relevanten Variablen einzubeziehen. Dazu stehen professionelle Expertise zum Thema Verfolgung und ein großes Informationspool zur aus erster Hand und Feldforschung zur Verfügung.

Das Ergebnis wäre für die Öffentlichkeit allerdings transparenter, wenn die errechneten bzw. geschätzten Zahlen betroffener Christen und Entscheidungsgründe auf Provinz- und Länderebene, soweit veröffentlicht werden, wie sie nicht für die Christen gefährdend sind. Auch die von der World Christian Database für 11 Länder abweichende Zahlen von Christen könnten besser begründet werden. Eine Schwäche ist, wie auch bei dem Ansatz von Pew, dass Länder mit großen (christlichen) Bevölkerungen leichter den Schwellwert überschreiten.

Mindestens drei Viertel nicht von starker Verfolgung betroffen

Johnsons Ansatz kommt auf eine doppelt so hohe Zahl wie der von Open Doors. Betrachtet man jedoch, welcher Anteil der 2,5 Milliarden Christen jeweils mitgezählt wird, liegen die Prozentsätze vergleichsweise nah beieinander, während die Länderzählung von Pew zum gegensätzlichen Ergebnis führt.

‘Betroffene’ Christen weltweit
Quelle (Jahr)‘betroffen’% ‘betroffen’% ‘nicht/weniger betroffen’
Pew (2017)*143 Länder72%28%
Johnson (2020)**600 Mio Christen23.5%76.5%
Open Doors (2018/19)**312 Mio Christen12.5%87.5%
* 198 Länder erfasst (100%). ** 100% Christen= 2.5 Milliarden

6 oder 7 Länder ausschlaggebend für die Größenordnung

Eines zeigt eine Untersuchung der Zahlen von Johnson und OD übereinstimmend: Eine weltweite Gesamtzahl verfolgter Christen wird maßgeblich durch 6 oder 7 Länder mit zugleich großer christlicher Bevölkerungszahl und einem hohen Anteil an Verfolgungsbedrohten geprägt. Dies sind China, Nigeria, Indien, Äthiopien, Indonesien und Ägypten. Unsicherheiten oder unterschiedliche Einschätzung zur Größe der christlichen Bevölkerung in diesen Ländern, wie in China und Ägypten beeinflussen das Ergebnis mit mehreren zig Millionen.

Die gewichtigsten Länder
JohnsonOD
Landchristl. BevölkerungLand‘Verfolgte’ Christen 
Russ. Föderation118.027.000China65.000.000
China109.594.000Indien46.336.000
Nigeria93.791.000Nigeria32.827.000
Indien66.194.000Äthiopien23.022.000
Äthiopien65.776.000Indonesien19.674.000
Indonesien32.790.000Ägypten16.250.000
Ägypten9.322.000Mexiko15.220.000
Summe 495.494.000 218.329.000

Weiter Annäherung und Vertiefung nötig

Alle untersuchten Ansätze lassen Raum für tieferes Nachforschen oder bessere Dokumentation. Im Vergleich bietet Open Doors derzeit die aktuellsten und tiefschürfendsten Daten zur Zahl der Christen, die von Verfolgung bedroht sind, und leistet die beste Annäherung an eine Zahl der weltweit tatsächlich verfolgten Christen. Ein gleichzeitiger Blick in die konkreten Ländersituationen bleibt unerlässlich.

(Eine ausführlichere Stellungnahme auf Englisch wird hier erscheinen: https://iirf.eu/journal-books/iirf-journal/)

Zum Umgang mit Statistiken

Wer die genannten Zahlen zitiert, sollte dies exakt tun und sie im beabsichtigten Rahmen interpretieren. Vereinfachungen führen meist zu ungebührlicher Simplifzierung. Eine Vernachlässigung der von den Erstellern beabsichtigten Nuancen führt leicht zu Verzerrungen oder Fehlaussagen.

Leser sollten die Grenzen wahrnehmen, die mit dem jeweiligen Ansatz verbunden sind.

Wer Statistiken zitiert, sollte auch ihre Entstehung kritisch untersuchen. Dabei sollte man hinter die Ergebnispräsentation und -interpretation zurück zu den zugrundeliegenden Daten gehen. Was wird gezählt oder gemessen? Wie wird das Phänomen abgegrenzt? Was ist die Qualität von Daten, Ansatz und Schlussfolgerungen?

Kritische Geister sollten die Ergebnisse solcher Berichte auch mit anderen derartigen Versuchen vergleichen. Aus ihnen sollten nur die belastbarsten und aussagekräftigsten Ergebnisse zitiert werden. Die Ergebnisse müssen auch in einen breiteren Bezugsrahmen eingefügt werden. Bei interreligiösen Vergleichen muss man darauf achten, wirklich Gleiches nebeneinander zu stellen.

Aus all diesen Gründen muss man sehr sorgsam vorgehen, wenn man aus den Daten seine eigenen Schlussfolgerungen ziehen möchte.